Dölauer Schiris: Im Dialog über Chancen und Konzepte
Er muss schon laut sprechen, der Steffen Petrak, damit ihn „seine“ Schiris und eine Handvoll Gäste gut verstehen. Denn unbarmherzig prasselt der Regen aufs Zeltdach. Einige Rinnsale haben es nach innen geschafft und versuchen hier und da, zu einer Pfütze zu werden. Da kann man sich ausmalen, wie es draußen ausschaut. Trotzdem: Die Stimmung ist gut an diesem trüben Freitagabend (9.7.) im Bierzelt auf dem Vereinsgelände; ein Kasten Bier und ein Grill stehen bereit, und der Schiri-Obmann von Blau-Weiß Dölau hat Erfreuliches zu berichten.
Einerseits stimmt in Sachen Schiedsrichter-Soll die Rechnung: 16 Schiris hat Blau-Weiß, ist damit einigermaßen weit entfernt von Strafen, die einem Verein bis hin zu Punktabzug drohen, wenn er der Fußballfamilie nicht genug aktive Schiedsrichter beisteuert.
Und dann – der Stolz ist sichtbar – präsentiert der Verein bei diesem Schiri-Treff ein ambitioniertes Papier. „Konzept zur Gewinnung, Betreuung und Behandlung von Schiedsrichter*innen beim SV Blau-Weiß Dölau“ steht über dem vierseitigen Dokument. Was da verschriftlicht wurde, hat Charme, denn es ist gleich nach zwei Seiten hilfreich: Es wertschätzt die eigenen Leute (die gerade mit im Raum sitzen und es wohlwollend zur Kenntnis nehmen), ist aber auch Selbstverpflichtung nach außen. „Schiris welcome“ ist die klare Botschaft, und das eben nicht nur durch ein freundliches „Lasst-den-Schiri-in-Ruhe“-Schild am Eingang.
Da nicken auch die Gäste zustimmend: Zwei Ansetzer (Jens Rosenbaum, Paul Kamm) haben sich durch den Regen nach Dölau gekämpft, dazu Schiri-Ausschuss-Chef Marcel Theumer. „Wir finden es klasse, dass der Verein sich hier Leitplanken gibt, mit denen er noch verbindlicher sein will im Umgang mit eigenen und fremden Schiris“, sagt Theumer.
Für den Schiri-Ausschuss firmiert der heutige Besuch so ein wenig unter der Marke „Vereinsdialog“. Man will noch näher an die Leute heran. Und Dölau ist dafür ein gutes Pflaster. Nein, nicht wegen Bierkasten und Grill (naja, vielleicht ein bisschen:-), sondern weil unter den 16 Dölauer Referees auch zwei Kollegen sind, die selbst im Ausschuss tätig sind (Lehrwart Peter Geißler und Beobachterchef Torsten Hüttig). Also ein halbes Heimspiel. Und auch der Draht zu Abteilungsleiter Torsten Kleinert, der ebenfalls anwesend ist, ist hervorragend. Letztlich war es Kleinert, der nach mehrjährigem Schiri-Mangel – Geldstrafe inklusive! – vor einigen Jahren die Initiative ergriff und entscheidende Impulse lieferte für das, was nun Stück für Stück Gestalt annimmt. Seither hat sich die Zahl der Blau-Weiß-Referees verdoppelt.
Im Konzept stehen ein paar Dinge, die für Dölau, deren erste Vertretung in der Verbandsliga spielt, ohnehin schon eine Selbstverständlichkeit sind: Betreuer für das Schiri-Team, gemeinsame Orga-Runde, Getränke und ein Snack. Ambitioniert: Man will es auf alle Mannschaften in weitgehend gleichem Maße übertragen.
Zu lesen sind auch Ideen, die man so noch nicht gehört hat: Eine Art digitales Rückmeldesystem soll starten, vielleicht vergleichbar mit den QR-Codes aus der Bahn („Wie war Ihre Reise heute?“) – und die eingesammelten Feedbacks der Schiris sollen die Beziehungspflege noch verbessern. Oder eben Werbetexte für die Schiri-Gewinnung, die während der Heimspiele vom Stadionsprecher verlesen werden. Der vielleicht nachhaltigste Gedanke? Ein Junior-Obmann speziell für die jungen Schiris im Verein – der in gewisser Weise auch Botschafter in eigener Sache ist: auf dass immer mal ein junger Schiri für Dölau die Pfeife in die Hand nimmt.
Nachdem das Konzept besprochen ist, gibt es eine Planänderung: Der Grill bleibt sauber im Zelt, eine Delegation holt Döner für alle. Steht zwar nicht explizit im Konzept, wird aber als geeignete Maßnahme sehr begrüßt.
Und dann gibt es da noch einen wichtigen Teil des Dialogs: Die eben erwähnten jungen Schiris wechseln die Plätze, setzen sich mit Theumer und den Ansetzern zusammen, kommen locker ins Gespräch. Über den Status quo, über Ziele, über Prioritäten im Leben, über Beobachtungen – eben über all das, was das Schiri-Dasein beeinflusst. Denn klar ist: Wer als Schiri Karriere machen will, der muss früh anfangen und früh aufsteigen – und lieber pfeifen wollen als selber spielen. In Dölau, so schien es an diesem trüben Freitagabend, traf das wohl auf einige junge Schiris zu. Woraufhin Schiri-Chef und Ansetzer signalisiert haben, die Weichen dafür gern zu stellen (gefahren werden muss natürlich selbst…).